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Rezension: Der dritte Mann (DVD)

"Der dritte Mann" ist eine amerikanische Literaturverfilmung des gleichnamigen Buches von Graham Greene. Die Handlung ereignet sich unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg im zerbombten Wien. Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt ähnlich wie Berlin von amerikanischen, britischen, französischen und sowjetischen Truppen besetzt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt

Der amerikanische Schriftsteller Holly Martins (Joseph Cotton) ist in die Metropole gekommen, um dort seinen Freund Harry Lime (Orson Welles) zu besuchen. Dieser soll in der britischen Besatzungszone leben. Als Lime dort angelangt, erfährt er, dass sein Freund unmittelbar zuvor von einem Auto überfahren wurde. Er schafft es gerade noch an der Beerdigung teilzunehmen und trifft dort auf einen österreichischen Freund von Harry, auf seine Geliebte(die schöne Alida Valli) und auf zahlreiche Besatzungssoldaten.

Der britischen Major behauptet, dass Lime Wiens größter Schieber war. Harry ist empört über die Worte des Engländers und möchte beweisen, dass diese Anschuldigung nicht stimmt. Er glaubt an seinen Freund und gelangt aufgrund seiner persönlichen Recherche zu der Auffassung, dass Lime ermordet worden ist. Erst ganz allmählich ist er bereit die tatsächlichen Geschehnisse als Realität zu akzeptieren. Lime ist ein hat eiskalter Dealer, der mit gepantschtem Penicillin gehandelt und als Folge davon Krankheit, Leid und Tod vieler Menschen verursacht hat. Als klar wird, dass Lime noch lebt, entscheidet sich Martins dafür den Lockvogel zu spielen, damit man den Verbrecher stellen kann. Das hindert Holly jedoch nicht daran, den letzten Wunsch des einstigen Freundes zu erfüllen......

Dieser Schwarz-Weiß- Film zeigt ein sehr düsteres Nachkriegs-Wien. In den Gesichtern der Statisten liest man Trauer, Depression, Enttäuschung aber auch viel Skepsis. Die zahlreichen Bilder der zerstörten Stadt werden von einer eingängigen Zittermelodie begleitet, die seither mit dem so genannten dritten Mann auf ewig verbunden ist.

Kritisch betrachtet wird die Art und Weise, wie die Besatzer mit der Zivilbevölkerung nach der NS-Zeit umgegangen sind und sie auf diese Weise gegen sich aufbrachten. Ebenfalls im Fokus der Kritik steht das kulturelle Umerziehungsprogramm der Alliierten, das offenbar mit heißer Nadel gestrickt worden ist und die ehemaligen Nazi-Sympathisanten nicht wirklich erreichen konnte. Verstocktsein war das unweigerliche Ergebnis.

Dass der größte Dealer in der Film- und Romanhandlung ein Amerikaner ist, sollte vermutlich dem amerikanischen Publikum verdeutlichen, dass unmoralisches, bzw. kriminelles Handeln nicht an die Nationalität einer Person gebunden ist, sondern der ethischen Entscheidung jeweils eines bestimmten Individuums bedarf.
Dieser Gedanke zeugt von Fairness und Versöhnungsbereitschaft gegenüber allen, die guten Willens sind.

Ein großes Thema des Films sind Freundschaft und Liebe. Während Freundschaft zwischen Martin und Lime wegen des hochgradig unmoralischen Tuns Limes gegenüber Dritten - aufgrund der bewussten Entscheidung Martins- zum Ende der Freundschaft führt, kann die Geliebte Limes trotz des Wissens um dessen Verbrechen sich innerlich nicht von ihm lösen. Ihre emotionale Verbundenheit ist stärker als ihr Gewissen. Sie kann aufgrund ihrer Emotion der ethischen Abwägung Martins nicht folgen. Sie bleibt zu befangen.

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