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Rezension: Homo Faber

"Homer Faber" ist einer Literaturverfilmung des gleichnamigen Romans von Max Frisch. Diesen Roman habe ich als 18 jährige gelesen und kann mich nur noch vage an den Inhalt erinnern. Deshalb auch ist mir ein Vergleich zwischen Buch und Film nicht möglich.

Der Regisseur Volker Schlöndorff hat einen beeidruckenden Film gedreht, der das Niveau einer griechischen Tragödie besitzt. Der 50 jährige Ingenieur Walter Faber (Sam Shepard) lernt in einer Wartehalle eines kleinen Flughafens den Bruder seines alten Studienfreundes kennen. Zunächst weiß er nicht, dass es der Bruder seines alten Freundes Joachim ist, doch dieser Mann bewirkt, dass bei Faber verdrängte Erinnerungen spontan aufsteigen, die er nicht zulassen möchte. Dies hat zur Folge, dass ihm schwindelig wird und er fast sein Flugzeug verpasst.


Während des Flugs lernt man Faber als einen kühlen Technokraten kennen, der, solange er gedanklich die Kontrolle behält, vor nichts Angst hat, noch nicht einmal vor einem Flugzeugabsturz, der sich wenige Minuten später ereignet. Faber irritieren Zufälle, alles, was er nicht einschätzen kann.


Jetzt lernen sich Faber und der Bruder des alten Freundes ein wenig kennen und Walter erfährt, was sich 20 Jahre zuvor ereignet hat. In Filmrückblenden erlebt man Faber mit seiner Jugendliebe - der Jüdin Hanna- in der Schweiz. Beide studieren dort. Hanna wird schwanger, aber Faber, der Hanna (Barbara Sukowa) zwar sehr liebt, reagiert indifferent als er von der Schwangerschaft erfährt. Gerade sein Studium beendet habend, hat er einen interessanten Job in Übersee angeboten bekommen und antwortet halbherzig, etwa sinngemäß, dass er sie natürlich heiraten und "ihr" Kind versorgen werde, aber man auch an einen Schwangerschaftsabbruch denken könnte. Diese Antwort kränkt Hanna so sehr, dass sie sich von Walter trennt und den Medizinstudenten Joachim heiratet.

Damals verschwand Hanna aus dem Leben Fabers. Er ging nach New York und war beruflich weltweit unterwegs. Nach dem glimpflich ablaufenden Flugzeugabsturz schickt er sich an, mit Joachims Bruder den alten Studienfreund zu besuchen. In Venezuela angekommen, findet er diesen allerdings erhängt vor. Er erfährt, dass Joachim und Hanna schon lange geschieden sind, aber ein gemeinsames Kind aus der Ehe hervorgegangen sei.

Zurückgekehrt nach New York ist Faber von den Ereignissen so aufgewühlt, dass er vorzeitig nach Paris zu einem Kongress reist und zwar mit einem Schiff, um sich dem Beisammensein mit seiner derzeitigen Geliebten zu entziehen.
Auf dem Schiff lernt er ein junges Mädchen kennen, in das er sich spontan verliebt und dem er sofort einen Heiratsantrag macht. Normalerweise hält es Faber nicht länger als 5 Tage mit einer Frau aus, aber Sabeth (Julie Delpy) erinnert ihn an seine geliebte Hanna. Bei dem altersungleichen Paar stimmt die Chemie. Sie verbringen schöne Tage in Paris, reisen durch Italien, um schließlich in Griechenland Sabeths Mutter zu besuchen. Als Faber erfährt, dass es sich bei Sabeths Mutter, um seine alte Liebe Hanna handelt, schwant ihm Arges. Er bricht sofort das sexuelle Verhältnis mit dem daraufhin verstörten Mädchen Sabeth ab.....


Doch zu diesem Zeitpunkt haben sich die Götter bereits gegen Hanna und Walter verschworen und strafen sie, indem sie ihnen das geliebte Kind für immer nehmen... So jedenfalls interpretiere ich das Ende der Tragödie, das ich nicht näher ausführen möchte, um die Spannung nicht zu nehmen.


Die Schauspieler spielen ihre Rollen exzellent. Das Sprachniveau ist atmenberaubend, geradezu ungewöhnlich für einen Film. Die Bilder veranlassen zum Träumen. Das gesamte Geschehen wirkt surreal.


Wie geht man mit einem nicht beabsichtigten Inzest mental um? Wie groß ist das Leid der Beteiligten? Ich bezweifle, dass man ein solches Geschehen verarbeiten kann, weder Vater noch Tochter.


Ein beeindruckender Film.



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