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Rezension:Gruppenbild mit Dame (DVD)

Der 1977 gedrehte Film "Gruppenbild mit Dame" des Regisseurs Aleksander Petrovic beruht inhaltlich auf dem gleichnamigen Roman von Heinrich Böll, allerdings wurde nicht die gesamte Romanhandlung verfilmt.
Die Verfilmung geschah in Absprache mit Böll. Offensichtlich wollte der Schriftsteller das Augenmerk auf bestimmte Facetten des Buches gerichtet wissen.

Thematisiert wird die Liebesgeschichte zwischen Leni (Romy Schneider) und Boris (Brad Dourif), einer christlich orientierten Deutschen und einem gebildeten russischen Kriegsgefangenen während des 2. Weltkriegs, der Gedichte von Georg Trakel rezitiert.

Die beiden lernen sich in einer Gärtnerei kennen und binden dort Kränze für die vielen Toten. Sie reden kaum miteinander. Ihre Sprache sind die Blicke. Liebe bedarf keiner Worte.

Gezeigt wird, wie die einzelnen Angestellten der Gärtnerei mit dem Russen umgehen.

Ideologisch verblendete Mitarbeiter reagieren feindselig. Man verwehrt Boris den Zugang zum Luftschutzbunker, wenn die Bomben fallen und missgönnt ihm sogar einen Schluck Kaffee. Gleichwohl gibt es auch Personen, die sich christlich verhalten, zu ihnen gehören Leni und auch der Besitzer der Gärtnerei (Michel Galabru), der die Liebesbeziehung duldet. Leni wird schwanger, rettet Boris mittels gefälschter Papiere durch den Krieg, aber er wird die Kriegsgefangenschaft nicht überstehen....

Angesprochenen wird, wie einige Menschen aus der Not ihrer Nächsten materiellen Gewinn zu schlagen versuchen und was generell geschehen kann, wenn man den menschlichen Abgründen keinen Einhalt gebietet. Persönlichkeitsdefizite scheinen immer die eigentliche Ursache für unmenschliches Verhalten zu sein. Ideologie alleine greift nicht.

Lässt man Personen mit solchen Defiziten freien Aktions-Raum beginnen sie in der Regel Unheil anzurichten. Die Nazi-Zeit bot diesbezüglich eine breite Plattform. Dies wird im Film anhand von zahllosen Einzelbeispielen gezeigt. Auch bloßes Mitläufertum und blinder Gehorsam bleiben als Thema nicht ausgespart.

Sehr gut dargestellt sind die Szenen im Bunker bei Bombenhagel: die Angst, das Zittern, das Beten und als letzte, fast beruhigende Handlung der Koitus - nicht zwischen Leni und Boris- sondern zwischen einem Soldaten und einer durch die Bombeneinschläge völlig verängstigten Frau. Die beiden haben sich zuvor nie gesehen. Auch im Moment der körperlichen Vereinigung wechseln sie kein Wort miteinander. Der Beischlaf als Ausdruck des absoluten Hinwendens zum Leben und zur Liebe....ein Bild von hohem Aussagewert.

Wie reagieren Menschen, wenn ihnen der Tod droht? Boris reagierte gelassen und wohlüberlegt, vielleicht weil er mit seinem Leben bereits abgeschlossen hatte.

Die unterschiedlichen Gesten verschämter Liebe, die den ganzen Film durchziehen, hatten im jenem Reich des Bösen keinen Platz. Das dokumentiert die ganze Monstrosität der Hitler-Zeit.

Empfehlenswert.


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