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Rezension: Ein gutes Jahr

Diesen Film habe ich vor einiger Zeit bereits rezensiert, allerdings zu anderen DVD-Ausgaben. Gestern nun kam das bei Amazon georderte "Cine -Projekt" bei mir an. Da ich mir den Film schon gut 7 x angesehen habe, begann ich bei dieser DVD mit der Sonderausstattung, deren Länge die Spielfilm-Laufzeit von ca.113 Minuten (zumindest gefühlt) um Einiges übertrifft.

Man erfährt hier seitens des Produzenten Ridley Scott und des Drehbuchautors Marc Klein, weshalb man sich entschlossen hat, vom Roman Peter Mayles abzuweichen, nach welchen Kriterien die Auswahl der Schauspieler getroffen wurde und bekommt Einblick in den Szenenaufbau nahezu aller Szenen. Der Hauptdarsteller des Films (Max) Russell Crowe wird neben anderen Darstellern interviewt. Man erlebt ihn als sehr charmanten, reflektierten Menschen, den Ridley Scott in höchsten Tönen lobt, weil Crowe zu den eigenständigsten Schauspielern Hollywoods zählt, die sich dazu noch hervorragend in ein Team einbringen können. Crowe ist ein Mann ohne Allüren, wenn man Ridley Glauben schenken darf. Das kaufe ich Ridley gerne ab. Ich finde Crowe nämlich auch hinreissend natürlich.

Die erste Szene des Films spielt in der Provence auf dem Weingut des sehr sympathischen, in die Jahre gekommenen Briten Henry (Albert Finney). Der Waisenknabe Max verbringt dort bei seinem Onkel stets die Sommerferien und lernt von diesem Dinge, die für sein späteres Leben wichtig sind, so etwa, dass man nie aufgeben und aus seinen Niederlagen stets lernen soll. Die erste Szene zeigt die beiden beim Schachspiel. Henry gestattet seinem kleinen Neffen sogar etwas verdünnten Wein zu trinken und an seine Zigarre zu ziehen. Er geht mit ihm um, wie mit einem kleinen Erwachsenen und genau dafür liebt ihn Max, der im Internat nur Unterdrückung und Ablehnung erfährt.


In der 2. Szene dann erlebt man Max als Erwachsenen, der leitender Wertpapierhändler bei einer Londoner Bank ist. Man nimmt ihn als zynischen Abzocker, der immer bis an die Grenze der Legalität geht, wahr, wenn es sich um seinen Erfolg handelt. Die Banker-Welt in London ist völlig technologisiert und damit der Welt in der Provence entgegen gesetzt. Geht es in London ausschließlich um geschäftlichen Erfolg und damit um Geld, steht die Provence für Genuss, für die Liebe und ein naturverbundenes Leben. Hier Hektik und Schnelligkeit, dort das Langsame, Bedächtige. Hier technische Intelligenz, dort die Weisheit.

Max ist ein cooler Stratege, ein ehrgeiziger Macher, der sich keinen Urlaub gönnt. Als Lebensaufgabe sieht er das Geldmachen, dafür ackert er rund um die Uhr.

Als er erfährt, dass sein Onkel verstorben ist und dass er dessen Anwesen in der Provence geerbt hat, reist er gezwungenermaßen in den Süden und findet dort zu seinem eigentlichen, doch sehr sensiblen Wesen zurück. Beim Abwerfen der rauhen Schale hilft ihm die schöne Fanny (Marion Cotillard), in die er sich unsterblich verliebt....

Es führt zu weit im Rahmen dieser Rezension Szene für Szene auszuloten. Sehr witzig sind die Dialoge zwischen Max dem Weinmacher, die den Gegensatz französischer und britischer Mentalität so wunderbar persiflieren.


Die Landschaftaufnahmen im Film begeistern mich ebenso wie die Bilder von Gordes. Was gibt einem rund um die Uhr arbeitenden Menschen ein Original-Gemälde von van Gogh, das er - aus Angst vor Diebstahl - im Tresor liegen hat? Ist ein solches Bild oder sind es andere sündhaft teure Dinge wert, dauerhaft Maus im Rad auf hohem Niveau zu sein? Das sind die Fragen des Films, auf die zum Schluss eine klare Antwort gegeben wird.

Die Bild- und Tonqualität der Komödie sind bestens. Der Filmhandlung fehlt es nicht an Witz. Die Filmmusik passt großartig zur Filmhandlung und dem Savoir-vivre, dem dort gehuldigt wird.

Sehr empfehlenswert.
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Rezension:Die Gräfin (DVD)

Die Filmhandlung hat das Leben der Gräfin Erzsébet Barthóry (1560-1614) zum Thema und lässt sich dabei lobenswert viele erzählerische Freiheiten. Für mich stellt sich nach dem Betrachten des Streifens nicht die Frage, ob Erzsébet nun tatsächlich Hunderte von jungen Mädchen gefoltert und ermordet hat, um ihren Alterungsprozess zu stoppen oder nicht, sondern mir genügt der Gedanke, dass man es bereits in Renaissancezeiten für möglich hielt, dass eine Frau der Eitelkeit und Altersangst wegen, zu solchen Handlungen überhaupt fähig sein könnte.
Die Geschichte der grausamen, alternden Erzsébet, die sich angeblich im Blut von Jungfrauen badete, um ihre Falten auf diese Weise zu glätten, ist in meinen Augen eine Parabel auf die Auswüchse des Körperkultes in heutiger Zeit. Noch müssen keine Jungfrauen sterben, damit krankhaft eitle, in die Jahre gekommene Möchtegernmodells vermeintlich ewige, äußerliche Jugend erwerben können, aber das Wundermittel Botox bedeutet für mittlerweile jährlich weltweit bis zu 300.000 Versuchsmäuse den Tod. Diese Tiere erleiden zuvor Muskellähmungen, Sehstörungen und Atemnot. Die Botoxbräute stört dies offenbar wenig.


Im Film wird Erzsébet (Julie Delphie) als eine sehr intelligente Frau ohne Mitgefühl dargestellt, die in einen fatalen Jugendwahn gerät, als ihr 20 Jahre jüngerer Geliebter (Daniel Brühl) sie verlässt. Ihm war ihr Alter gleichgültig. Das Problem des Alterns war ihr ureigenes Problem, das sie zunächst durch einen jüngeren Geliebten zu lösen versuchte, wie dies heute angeblich viele Damen aus der Filmwelt ebenfalls zu probieren pflegen. Wie weit würden heute dahinwelkende, narzisstische Menophasenneurotikerinnen gehen, wenn man ihnen verspräche, dass Jungfrauenblut sie von ihrer Schrumpelhaut befreien würde? Wie weit würden sie gehen, wenn die Gesetze alles erlaubten?


Die Schauspieler haben ihre Rollen perfekt gespielt. Die Renaissancekostüme sind in ihren düsteren Farben sehr gut gewählt. Die Atmosphäre im Film ist beinahe transilvanisch, gar nicht so weit entfernt von den Irrsinnigkeiten des Jahrmarkts der Eitelkeiten im Hier und Heute, wenn man den Gazetten beim Friseur Glauben schenken darf.



Die Ton- und Bildqualität sind o.k.




Rezension:Die Herrin von Thornhill mit Julie Christie - SZ Cinemathek Traumfrauen (DVD)

Die vorliegende Filmhandlung spielt im England des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts und dort auf dem Land.

Die schöne, tatkräftige Bathsheba Everdene (Julie Christie) hat ein Landgut geerbt und entschließt sich, dieses Gut selbst zu verwalten. Schnell findet sie sich in ihre Aufgabe ein und erwirbt sich Respekt bei ihrem Personal und den benachbarten Gutbesitzern, die beim Kauf von Saatgut erleben dürfen, dass Bathsheba sich keineswegs blauäugig von durchtriebenen Händlern über den Tisch ziehen lässt, wie man dies von ihr zunächst erwartet.

Zu Ihrem Personal ist sie streng aber fair und lässt ihre Leute wissen, dass sie für sie nicht bloße Produktionsmittel sind, sondern Menschen, die sie als solche wertschätzt.

Bathesheba , die sich als Gutsherrin auschließlich von der Vernunft leiten lässt, agiert in Liebesangelegenheiten nur nach ihren Gefühlen.

Drei Männer verlieben sich in sie und halten um ihre Hand an.

Die Gutsbesitzerin möchte den Mann, den sie heiratet, innig lieben.

Ihrem Jugendfreund (Alan Bates) hat sie schon als junges Mädchen einen Korb gegeben, doch dieser liebt sie noch immer. Seine Liebe ist beinahe selbstlos. Er steht ihr - der Herrin von Thornhill - bei, wo er nur kann und zeigt sich als zuverlässiger Partner an ihrer Seite. Er ist ihr bester Freund, obschon sie sich dies niemals eingestehen würde.

Ein wesentlich ältere Großgrundbesitzer (Peter Finch) liebt Bathsheba besitzergreifend und möchte ihr den Himmel auf Erden bereiten. Die junge Frau zögert, weil ihr Herz nicht entflammt ist.

Dieses brennt allerdings lichterloh als sie auf einen attraktiven Kavalleriesergeanten (Terence Stam) trifft, der nicht nur als Draufgänger und Spieler, sondern auch als Herzensbrecher in aller Munde ist.

Der Soldat zeigt ihr Degenkunststückchen und sie unterwirft sich dabei fast spielerisch einer Mutprobe, mittels welcher er Bathseba im Sturm erobert.

Die junge Frau verliebt sich in den Taugenichts, glaubt gar ihn zu lieben und wiedergeliebt zu werden, allerdings wird sie nach der Eheschließung eines Besseren belehrt.
Bathseba erkennt, dass nicht vordergründige Verliebtheit, sondern gegenseitiges Vertrauen und die Bereitschaft füreinander da zu sein, die Grundlagen einer Ehe sind und ohne diese Vorraussetzung eine Beziehung, die ein Leben lang halten soll, nicht möglich ist.

Eine solche Liebesbeziehung ist keine stürmische , wie man sie aus einschlägigen Liebesromanen kennt, sondern eine leise, fast verhaltene, die in der Lage ist, beidseitig tief in den Herzen zu verwurzeln.
Wird Bathsheba am Ende eine solche Liebsbeziehung finden?

Beeindruckende Landschaftsbilder lassen den Zuschauer in eine Zeit eintauchen, die wenig Raum ließ, seinen spontanen Liebesgefühlen freien Lauf zu lassen. Man musste das Leben gemeinsam unter schwierigsten Bedingungen meistern. Das war nur möglich, wenn man sich hundertprozentig aufeinander verlassen konnte.

Julie Christie wird in meinen Augen zu Recht als Traumfrau bezeichnet, denn sie ist bildschön und ausdrucksstark. Selten sieht man so glaubhaft Emotionen in einem Gesicht gespiegelt wie bei dieser Schauspielerin, die dazu noch hocherotisch und sinnlich ist, ohne eine Femme fatal zu sein.

Die Farb- und Tonqualität sind zufriedenstellend. Das Preis-Leistungsverhältnis ist o.k.

Dass es sich um einen John- Schlesinger- Film handelt, soll nicht unerwähnt bleiben, nicht zuletzt weil dieser Regisseur zum besten Regisseur des Jahres 1969 gewählt wurde. In dem 156 Minuten andauernden Streifen wird dies mit Bravour unter Beweis gestellt.

Der Film ist frei von Kitsch, obschon der Filmtitel dies vielleicht vermuten lässt.

Empfehlenswert!
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Rezension: Mythos Leben

Heute früh habe ich mir die 3 DVDs der vorliegenden Kasette voller Neugierde angesehen. 150 Minuten Laufzeit mit einer Fülle von Informationen veranlassten mich, mir immer wieder Notizen zu machen, aber mich dann dazu zu entscheiden, die Forscher, die auf den DVDs zu Wort kommen weder beim Namen zu nennen, noch all ihre Forschungsansätze aufzulisten. Die Fülle der Infos lassen sich in einer Rezension nicht ausbreiten.

DVD 1 trägt den Titel "Die Geburt des Lebens auf der Erde- Die Ursprünge der Menschheit."

DVD 2 trägt den Titel "Die Evolution einer Idee- Auf der Suche nach den Ursprüngen des Lebens."

DVD 3 trägt den Titel "Gefährliche Planeten- Venus, Jupiter und Neptun: Warum kein Leben auf ihnen möglich ist."

Wissenschaftler stellen zunächst Überlegungen an, im Labor Lebenssysteme zu schaffen, d.h. aus einfachen Bausteinen eine funktionierende Zelle herzustellen. Die Bausteine des Lebens kamen vermutlich aus dem Weltall. Wie das geschah wird filmisch sehr anschaulich gezeigt. Kometen scheinen diese Urgene auf die Erde verteilt zu haben.

Man sieht Wissenschaftler bei ihrer Arbeit u.a. in Bolivien, um die Urspünge des Lebens zu erkunden und erfährt, dass der älteste Beweis für Leben in Australien gefunden wurde, der über 3,5 Millarden Jahre alt ist. 1953 begann man übrigens in der Wissenschaft damit, die Ursprünge des Lebens zu suchen.

Darwins Selektionsgedanke wird ausgiebig thematisiert. Man erlebt Wissenschaftler im Tropenwald, die dort die Artenvielfalt untersuchen. Man hört vom Töten und getötet werden und von der Flucht, die nach Darwin stets wichtig war, um seinen Feinden zu entkommen, wenn man überleben wollte. Die Geschichte der Natur ist die Geschichte des Stärkeren bei Darwin und wie auf der 2. DVD verdeutlicht wird, lag Darwin damit wohl richtig, denn Wissenschaftler haben die fehlenden Beweise für Darwins Thesen gefunden.

Erklärt wird auch, wieso wir auf dem Merkur, der Venus, dem Jupiter und den anderen Planeten unseres Sonnensystems nicht leben können und weshalb im Grunde nur der Mars eine Chance bietet unsere neue Heimat zu werden. Unwirtlich ist es allerdings auf dem Mars ebenfalls. So weit ich die Aussagen auf den DVDs begriffen habe, bleibt uns Menschen nichts anderes übrig, als uns immer wieder neu anzupassen, wenn wir überleben wollen, so wie die Fische, die einst an Land kamen und die Wale, die vom Land ins Wasser umzogen als ihnen Raubttiere das Leben auf dem Land zur Hölle machten.


Empfehlenswert.
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Rezensionen:Aguirre - Der Zorn Gottes - FOCUS-Edition (DVD)

Handlung dieses faszinierenden Films des Regisseurs Werner Herzog spielt 1650 in Peru und dort in den Anden.

Thema sind die Geschehnisse während eines spanischen Expeditionszuges in den Anden auf der Suche nach dem sagenumwobenen Goldland "El Dorado".

Mit dem Begriff "El Dorado" wurde ein sagenhaftes Goldland im Innern des nördlichen Südamerikas bezeichnet. Die Sage von einem vergoldeten Mann entstand aufgrund eines Ritus der Muisca in Guatavita, Kolumbien, bei dem der Häuptling vollkommen mit Goldstaub bedeckt wurde, der dann bei einem zeremoniellen Bad in einem See wieder abgewaschen wurde. Diese Sitte, schon einige Zeit vor der Ankunft der Spanier nicht mehr ausgeführt, war Anlass zur Suche nach weiteren Goldschätzen Altamerikas, die sich vom Amazonasbecken bis in die nordamerikanischen Prärien erstreckte. Die Fabel vom Goldland "El Dorado" blieb übrigens bis ins 18. Jahrhundert lebendig.

Don Lope de Aguirre (Klaus Kinski) wiegelt gleich zu Beginn der Filmhandlung die Soldaten eines Stosstrupps des besagten Expeditionszuges gegen dessen Anführer auf.

Dieser möchte aufgrund der Gefahren zurückkehren zu Pizarro, dem Anführer der Expedition. Aguirre will sich stattdessen von der spanischen Krone lossagen und unabhängig von ihr El Dorado erobern.

Am Zug durch die grüne Hölle nehmen auch zwei Frauen teil: die Verlobte des Anführers und die Tochter Aguirres.

Da der Weg durch den Urwald voller Gefahren steckt, versucht man mit einem Floß das gelobte Land zu erreichen.

Aguirre schafft es die Soldaten hinter sich zu scharen, indem er ihnen sagenhaften Reichtum verspricht und bewegt sie so dazu, mit ihm das Abenteuer mit ungewissem Ausgang zu begehen.

Ein Scheingericht verurteilt den ehemaligen Anführer zum Tode. Das Urteil wird schließlich mit Verzögerung vollstreckt. Nunmehr hindern Aguirre "nur" noch die vielen Gefahren der Wildnis und nicht zuletzt die überall lauernden, kannibalischen Indianer am glücklichen Ausgang seines Abenteuers.

Jetzt müssen sich alle dem Machtrausch Aguirres unterordnen. Für ihn bedeutet Reichtum mehr als Gold, für ihn bedeutet Reichtum in erster Linie Macht und Ruhm.

Aguirre besitzt alle negativen Eigenschaften eines Konquistadors.

Er ist größenwahnsinnig, machthungrig und habgierig. Kinski schafft es diese Eigenschaften nicht nur sprachlich, sondern auch mimisch hervorragend umzusetzen.

Gezeigt werden zudem anhand des bigotten Verhaltens eines Paters, die indifferente Haltung der katholischen Kirche während der Eroberung Südamerikas und die Brutalität bei der Christianisierung der Indianer.

Gezeigt wird die Menschenverachtung der Spanier gegenüber der Indianern und auch den Schwarzen.

Dass der blonde Kinski die Rolle des brutalsten Spaniers mimt und dabei die Herrenmensch- Attitüde extrem visualisiert, erinnert sofort daran, dass gerade die blonde Herrenmensch-Attitüde im letzten Jahrhundert fünfzig Millionen Tote zum Ergebnis hatte.

Größenwahn, Machthunger und Habgier sind von je her die Geisel des Menschheit, die nie etwas anderes als Leid und verbrannte Erde hervorbrachte.

Herzog lässt den Zuschauer in die Natur am Amazonas - Gebietes eintauchen. Es wird wenig gesprochen in diesem Film, stattdessen hört man die Geräusche des Urwaldes, sieht die Strömung des Amazonas, ahnt die Gefahren, die man beinahe mitzuerleben glaubt.

Wie groß muss die Habgier gewesen sein, dass man sich all der Gefahren aussetzte?

Die Ton- und Bildqualität sind o.k.

Ein empfehlenswerter Film!

Rezension:Fitzcarraldo (Einzel-DVD) (DVD)

Manaus ist die Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas in Brasilien. Der Ort liegt am Rio Negro. Dieser Fluss mündet in den Amazonas.

Zu Ende des vorletzten Jahrhunderts wurde die Stadt aufgrund des Kautschukbooms, der von 1890-1915 andauerte, sehr reich. Man erbaute 1896 sogar ein Opernhaus. Das war eine Sensation, die für interessanten Gesprächsstoff in den gebildeten Schichten jener Zeit sorgte.

Werner Herzog, der Drehbuchautor und Regisseur des vorliegenden Films lässt in der ersten Szene den damaligen Operstar Enrico Caruso in diesem Opernhaus singen.

Der Protagonist Fitzcarraldo (Klaus Kinski), ein glühender Verehrer von Verdi-Opern, ist mit seiner Geliebten (Claudia Cardinale) - einer Bordellbesitzerin - aus Iquitos angereist, einem Ort , der in jenen Tagen primär aus Bretterbuden bestand und noch gänzlich unerschlossen war.

Fitzcarraldo ist ein Träumer, mit vielen Ideen. Seine Vorstellung eine Eisenbahn durch den Dschungel zu bauen ist vor kurzem gescheitert. Doch sein eigentlicher Traum besteht darin ein Opernhaus in der grünen Hölle zu errichten, in dem auch Caruso singen soll. Fitzcarraldo möchte gewissermaßen das Paradies des Amazonas mit Verdis Kompositionen beschallen.

Dazu benötigt er Geld. Er fasst den Entschluss ein Schiff mittels einer Seilwinde über einen Berg zu schleppen, um so zu einem noch nicht ausgebeuteten Kautschukfeld zu gelangen und auf diese Weise Gewinne zu erzielen. Durchaus ist er sich im Klaren, dass dieses Unternehmen mit sehr großen Schwierigkeiten verbunden ist. Fitzcarraldo aber glaubt an sich und seinen Traum. Seine lebensbejahende Geliebte finanziert diesem "Spinner" lächelnd sein Projekt, während die reichen Kautschukbarone bereits auf sein Versagen wetten.

Es folgen traumhafte Bilder, die den Betrachter durch das Amazonas- Gebiet führen. Man sieht das gewaltige Wasser, auch das Urwald-Grün in all seinen Schattierungen und erfreut sich an den schauspielerischen Leistungen von Hunderten von Indios, die als Statisten in diesem Film für Authentizität sorgen.

Fitzcarraldo gelingt sein Unternehmen beinahe, weil ihm die Indios dabei helfen, den Dampfer über besagten Berg zu schaffen. Sie roden die mächtigen Bäume, bauen Schienen, arbeiten ununterbrochen. Auch sie haben einen Traum. Die stets für Unruhe sorgenden Flussgeister möchten sie besänftigen.

Mögen die beiden unterschiedlichen Träume auch dazu führen, dass Fitzcarraldo zunächst noch nicht den finanziellen Erfolg verbuchen kann, den er sich durch die Exkursion versprochen hat, so gelingt es ihm doch den Kautschukbaronen den Respekt abzuringen, den er für seine Leistung verdient hat. Vor Freude beinahe entrückt, lässt Fitzcarraldo auf dem Dampfer ein italienisches Orchester Verdis Musik spielen. Die Gesellschaft von Manaos und die Indios jubeln dem Opernenthusiasten vom Flussufer aus zu. Auch wenn er keine Oper im Dschungel errichtet hat, hat dieser Träumer es geschafft mit Verdis Klängen das Grün zu beschallen und zu zeigen, dass der Glaube an eine Sache Berge versetzen kann.

Der stets etwas fiebrig um sich blickende Kinski spielt die Rolle des von seiner Idee beseelten Fitzcarraldos überzeugend. Die attraktive Claudia Cardinale kommt an seiner Seite bestens zu Geltung. Kinski huldigt ihrer Schönheit sehr feinsinnig und macht sie auf dieser Weise zu Göttin des Amazonas.

Die Sensibilität, die von Kinski im Film ausgeht, besonders Hinblick auf die Kinder der Indios, seine liebevollen Blicke und seine sanfte Stimme haben mich sehr berührt. Ein wunderbarer Schauspieler mit ganz großem Feingefühl, das ihn in den Augen Dritter nicht selten als überdreht erschienen ließ. Leider.

Empfehlenswert.






Rezension: Die Freunde der Freunde

Die Freunde der Freunde (Ausgezeichnet - Die Gewinner-FilmEdition, Film 8) (DVD)

Dieser beeindruckende Liebesfilm entstand im Jahre 2002. Im darauf folgenden Jahr wurde er mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
Regie hat Dominik Graf geführt. Das Drehbuch von Markus Busch und Dominik Graf beruht auf Motiven einer Liebesgeschichte von Henry James.

Protagonisten sind die beiden Internatsschüler Gregor (Mathias Schweighöfer) und dessen bester Freund Arthur (Florian Schwarz), die kurz vor dem Abitur stehen. Gregor ist der Romantiker von den beiden und glaubt daran, dass für jeden Menschen ein anderer bestimmt ist, es eine zweite Hälfte gibt, so wie Platon dies beschrieben hat. Arthur ist überzeugt davon, dass die Liebe eine vorübergehende Erscheinung ist und handelt seiner Überzeugung gemäß.

Arthur ist ein Don Juan, der eine geheimnisvolle, unergründbare Seite hat. So erschien ihm sein Vater zum Zeitpunkt dessen Todes. Billie, die junge Schweizerin (Sabine Timoteo), die die Schule 2 Jahre vor dem Abitur verließ, weil sie schwanger wurde, besitzt auch diese Fähigkeit Menschen zu dem Zeitpunkt ihres Todes visuell wahrzunehmen und vermag sich ähnlich wie Arthur dies nicht zu erklären.

Gregor verliebt sich in Billie und weiß irgendwann, dass diese Frau nicht seine zweite Hälfte ist, aber vieles spricht dafür, dass Arthur und Billie schon immer zusammengehört haben...

Obschon Arthur und Billie sich im realen Leben nie begegnet sind, spürt Gregor die Ähnlichkeit der beiden, die möglicherweise dadurch bedingt ist, dass sie einander schon ewig kennen...

Die Kameraführung mit einer Videokamera ist so gestaltet, dass der Film fast wie ein Dokumentarfilm erscheint. Die Dialoge entsprechen dem, wie sich junge Menschen tatsächlich unterhalten. Es gibt keine geschliffenen Dialoge oder dergleichen, sondern nachdenkliches, verwundertes Sprechen, mit Sprachpausen, auch Flapsigkeiten. Hier agieren junge Menschen, die noch viele Fragen an das Leben haben.

Gregor ist intelligent und sensibel. Er fühlt, wie nur junge Menschen fühlen können, die erahnen, dass es geheimnisvolle Seelenbänder gibt, die durch den Tod nicht zerschnitten werden können.

Diese Seelenbänder sind das Thema des Films. Auch zwischen den beiden Freunden Greogor und Arthur gibt es ein solches Band. Letztlich versagt Greogor als Freund, weil er für einen Moment nicht vertraute...

Die Bild- und Tonqualität ist ausgezeichnet.

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Rezenionen: Babel

Ein kalifornisches Ehepaar (Brad Pitt und Cate Blanchet) befindet sich auf einer Busreise durch Marokko. Dort wird die junge Frau im Bus von einer Kugel getroffen. Täter ist ein etwa 10 jähriges Kind, das aus Mutwillen mit dem Gewehr seines Vaters auf den Bus gezielt hat. Verletzungs- bzw. Tötungsabsicht lagen nicht vor. Der Junge spielte und war sich der Tragweite seines Tuns nicht bewusst.

Da die Kalifornier zunächst nicht wissen, wer geschossen hat, vermuten sie, dass Terroristen es waren und reagieren mit Angst vor weiteren Anschlägen. Im Bus ist kein Arzt. Ein solcher wird aber dringend benötigt, weil die Frau zu verbluten droht.
Der Busfahrer fährt eines der archaischen Dörfer in der kargen marokkanischen Landschaft an, damit man die Behörden anrufen und Hilfe herbeiholen kann. Die Behörden bemühen sich, arbeiten aber so langsam, wie überall auf dieser Welt. Der Arzt im Dorf verfügt über nur wenige medizinische Geräte und näht die Schusswunde der Frau ohne Narkose provisorisch zu, damit sie nicht verblutet. Zuvor hatte eine alte Marokkanerin mit ihrer bloßen Hand die Wunde am bluten gehindert und sich rührend um die fremde Frau gekümmert. Die Dorfbewohner erweisen sich als überaus hilfsbereit. Diese Hilfsbereitschaft haben die Kalifornier im Bus nicht, sie lassen das Ehepaar im Stich. Sie wollen weiter, weil sie Angst vor Terroristen haben. Es mangelt ihnen an Mitgefühl und Zivilcourage.


Während das Ehepaar auf einen Hubschrauber wartet, damit die Frau in einem Krankenhaus operiert werden kann, ihr Leben hängt an einem seidenen Faden, ereignen sich aufgrund des Geschehens in Kalifornien, in Mexiko und in Japan Dinge, die im kausalen Zusammenhang zu den Geschehnissen stehen...


Ein illegal in Kalifornien lebendes, sehr hilfsbereites und liebvolles Kindermädchen, verliert ihre Aufenthaltsgenehmigung, weil es allen gerecht werden wollte, ein taubstummes japanisches Mädchen, das über den Tod ihrer Mutter nicht hinwegkommt und das gerne so leben möchte wie alle anderen jungen Menschen, versucht ihren Vater vor der Polizei zu schützen, weil es glaubt, er habe ihre Mutter umgebracht. In Wahrheit recherchiert der Polizeibeamte jedoch wegen der Waffe, mit dem die kalifornische Frau angeschossen wurde und die der Vater des japanischen Mädchens, während einer Marokko-Reise aus Dankbarkeit dem Vater des zehnjährigen Täters geschenkt hat, weil dieser sich als guter Jagdführer erwies...


Was sind Zufälle? Weshalb ergibt sich so häufig aus positiv Gemeintem Negatives?


Mich haben die unterschiedlichen Welten beeindruckt: Die archaische Welt der Marokkaner, die Lebensfreude in der Welt der Mexikaner, die Verbitterung in der Welt der jungen Menschen Tokios, die in einem surrealen, völlig technisierten Umfeld nicht mehr fühlen, dass sie noch leben, die Welt der hochmütigen, satten Amerikaner, die die Bevölkerung armer Länder durch die Scheiben eines klimatisierten Reisbusses wie Affen im Zoo betrachten, obschon sie von diesen Menschen viel lernen könnten im Hinblick auf Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft, wie dieser wunderbare Film deutlich macht.


In "Babel" wird kaum gesprochen. Es sind die Bilder, die erzählen und nachdenklich stimmen. "Babel" macht deutlich, dass Sprache nicht notwendig ist, um seinem Nächsten, egal wo auf dieser Welt, Empathie entgegenzubringen.


Empfehlenwert.

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Rezension: Der zehnte Tag- Claude Chabrol- DVD

Sprache/Ton DE/FR
Untertitel DE
Laufzeit 103 Minuten
Bild 16:9
Region PA/2

"Der zehnte Tag" ist einer der besten Filme des von mir sehr geschätzten französischen Regisseurs Claude Chabrol. Es ist einerseits die psychologisch sehr subtile Handlung, die mich zu diesem Urteil gelangen lässt, letztlich aber auch die Begeisterung für Starbesetzung, die das Drehbuch überzeugend filmisch übersetzt.

Die Handlung beginnt in einem Hotelzimmer. Dort liegt der junge Charles (Antony Perkins) mit blutverschmierten Händen auf dem Bett. Er wirkt verwirrt, kann sich an nichts mehr erinnern und hat Angst vor sich selbst. Hat er etwas einen Menschen getötet? Weshalb sind seine Hände blutverschmiert?

Charles nimmt telefonischen Kontakt mit seinem Professor (Michel Piccoli) auf, der ihm freundschaftlich verbunden ist und bittet diesen um Hilfe. Der junge Mann ist ein begabter Kunststudent aus reichem Elternhaus, der sich leider wenig zutraut. Er bittet Paul mit ihm in das Elsass zu fahren und dort einige Tage bei seiner Familie zu verbringen, nicht zuletzt um herauszufinden, was mit ihm, Charles, nicht stimmt.

Paul lernt in der schlossähnlichen Villa im Elsass Theo van Horn (Orson Welles), den Vater von Charles und auch die aparte Stiefmutter Helene (Marléne Jobert) kennen, die, genau wie Charles, ein angenommenes Kind von Theo ist. Man erfährt, dass Charles und Helene ihre Kindheit gemeinsam auf dem Anwesen von Theo verbrachten und ihm ihre Ausbildung und ihren Lebensstandard zu verdanken haben. Später, zu einem Zeitpunkt als Helene bereits mit Theo verheiratet ist, leben sie eines Nachmittags in freier Natur ihre Liebe, die sie immer füreinander empfunden haben, auch sexuell aus.

Die beiden Gleichaltrigen finden nicht den Mut, Theo ihre Liebe zu gestehen. Sie haben Angst und ein schlechtes Gewissen dem Patriarchen gegenüber, dem sie sich zu Dank verpflichtet fühlen und geraten dadurch in einen Strudel fürchterlicher Ereignisse......

Der Patriarch erweist sich als Egomane, der seine Stiefkinder wie Marionetten benutzt. Er manipuliert die beiden für seine Eigeninteressen und ist alles andere als ein liebender Vater....ganz anders Paul. Dieser ist zu den beiden jungen Menschen tatsächlich wie ein Vater, den Charles und Helene eigentlich verdient hätten, liebevoll, ihre Fähigkeiten fördernd und sie zur Eigenverantwortung erziehend.

Orson Welles spielt die Rolle des alles dominierenden Patriarchen perfekt, dessen Großzügigkeit nur ein Mittel darstellt, andere gefügig zumachen.

Der CD-Hülle kann man biografische Infos zu Claude Chabrol und Antony Perkins nachlesen, der im Alter von 60 Jahren leider viel zu früh verstarb. Die Konfliktbeziehung zwischen Vater und Sohn mit ihrem unausgespochenen Rivalenverhalten habe ich selten so gut dargestellt gesehen wie von Welles und Perkins.

Die Bild- und Tonqualität sind bestens.
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