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Rezension:Die Gräfin (DVD)

Die Filmhandlung hat das Leben der Gräfin Erzsébet Barthóry (1560-1614) zum Thema und lässt sich dabei lobenswert viele erzählerische Freiheiten. Für mich stellt sich nach dem Betrachten des Streifens nicht die Frage, ob Erzsébet nun tatsächlich Hunderte von jungen Mädchen gefoltert und ermordet hat, um ihren Alterungsprozess zu stoppen oder nicht, sondern mir genügt der Gedanke, dass man es bereits in Renaissancezeiten für möglich hielt, dass eine Frau der Eitelkeit und Altersangst wegen, zu solchen Handlungen überhaupt fähig sein könnte.
Die Geschichte der grausamen, alternden Erzsébet, die sich angeblich im Blut von Jungfrauen badete, um ihre Falten auf diese Weise zu glätten, ist in meinen Augen eine Parabel auf die Auswüchse des Körperkultes in heutiger Zeit. Noch müssen keine Jungfrauen sterben, damit krankhaft eitle, in die Jahre gekommene Möchtegernmodells vermeintlich ewige, äußerliche Jugend erwerben können, aber das Wundermittel Botox bedeutet für mittlerweile jährlich weltweit bis zu 300.000 Versuchsmäuse den Tod. Diese Tiere erleiden zuvor Muskellähmungen, Sehstörungen und Atemnot. Die Botoxbräute stört dies offenbar wenig.


Im Film wird Erzsébet (Julie Delphie) als eine sehr intelligente Frau ohne Mitgefühl dargestellt, die in einen fatalen Jugendwahn gerät, als ihr 20 Jahre jüngerer Geliebter (Daniel Brühl) sie verlässt. Ihm war ihr Alter gleichgültig. Das Problem des Alterns war ihr ureigenes Problem, das sie zunächst durch einen jüngeren Geliebten zu lösen versuchte, wie dies heute angeblich viele Damen aus der Filmwelt ebenfalls zu probieren pflegen. Wie weit würden heute dahinwelkende, narzisstische Menophasenneurotikerinnen gehen, wenn man ihnen verspräche, dass Jungfrauenblut sie von ihrer Schrumpelhaut befreien würde? Wie weit würden sie gehen, wenn die Gesetze alles erlaubten?


Die Schauspieler haben ihre Rollen perfekt gespielt. Die Renaissancekostüme sind in ihren düsteren Farben sehr gut gewählt. Die Atmosphäre im Film ist beinahe transilvanisch, gar nicht so weit entfernt von den Irrsinnigkeiten des Jahrmarkts der Eitelkeiten im Hier und Heute, wenn man den Gazetten beim Friseur Glauben schenken darf.



Die Ton- und Bildqualität sind o.k.




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