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Rezension:Paradiso - Sieben Tage mit sieben Frauen - Edition Deutscher Film 2/1999 (DVD)

"Paradiso" ist eine hintergründige Komödie des Regisseurs Rudolf Thomas. Die Filmhandlung spielt an der Ostsee. Die Kulisse deutet auf den Künstlerort Ahrenshoop hin. Protagonist ist der berühmte Komponist Adam (Hanns Zischler), der hier am Meer ein Haus am besitzt, in dem er lebt und arbeitet. 

 Seine wesentlich jüngere Frau, sie heißt Eva, wohnt nicht in diesem Paradies, sondern hält sich mit den beiden gemeinsamen Kindern in Berlin auf, dort wo der Bär tanzt. Man trifft sich offenbar bloß an den Wochenenden, weil Adam nur ungestört im Paradies künstlerisch aktiv sein kann. Sein Verhältnis zu Eva, scheint sich auf das rein Körperliche zu beschränken. 

Frauen scheinen aus seiner Sicht, generell nur zu seiner Erbauung da zu sein. Sie sind nicht seine Freunde, sondern seine Bettgefährtinnen. Seinen Kindern gegenüber ist Adam ziemlich distanziert und verkrampft. Er ist kein Vater, sondern ein bloßer Ernährer. Der Paradiesbewohner ist ein Egomane mit Platzhirschallüren, die er an seinem 60. Geburtstag dahingehend auslebt, dass er die sieben wichtigsten Frauen seines Lebens zu den Festlichkeiten einlädt, dazu seinen besten Freund und den bereits erwachsenen Sohn aus erster Ehe mit Familie. 

Eine Woche lang will der Pascha alle um sich haben. Sein ältester Sohn ist aufgrund des Ansinnens seines Vaters empört. Adams erste Frau wurde nach der Scheidung Nonne und erscheint zum Geburtstagsfest im entsprechenden Outfit, dessen sie sich entledigt als sie mit Adam so exzessiv tanzt, dass dieser hinterher an furchtbaren Rückenschmerzen leidet und zumindest körperlich seine 60 Jahre spürt.

 Neben den Rückenschmerzen kommen noch entsprechende Schmerzen an seinem Kopf hinzu, die ihm sein ältester Sohn zugefügt hat, nachdem er seinem Vater eins über den Schädel gezogen hat, als Antwort auf dessen Gockelverhalten. Adam, der sich gerne als Hahn im Korb sieht, fühlt sich auf den Geburtstagsfeierlichkeiten als irritierter Mann, der unter Amazonen geraten ist. Er merkt, dass er das Heft nicht mehr in der Hand hat, auch dann nicht als Eva ihn dazu veranlasst, ein viertes Kind zu zeugen. 

 Adam hat sich zum Spielball der Frauen gemacht. Er sieht zu wie seine ehemaligen Geliebten ihm 60 Bäume in sein Paradies pflanzen. Keine der Frauen bleibt faktisch bei ihm, noch nicht einmal die Nonne. Das sollte ihm zu denken geben. Für seine Evas ist das Paradies eben anderswo. Ein subtil hintergründiger Film, der mich ganz ungemein belustigt hat.

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Rezension: Das Labyrinth der Wörter (DVD)

"Das Labyrinth der Wörter" ist ein zutiefst berührender Film des französischen Regisseurs Jean Becker. Der äußerst liebenswerte, dabei kugelrunde Tollpatsch Germain (Gérard Depardieu) lebt am Rande eines Provinzstädtchens in einem Wohnwagen. Dieser Wohnwagen steht im Garten des Hauses seiner tyrannischen Mutter, die ihren Sohn seit Kindesbeinen an abzulehnen scheint. Die Ursache für diese krasse Ablehnung, die in derben Beschimpfungen ihren Ausdruck findet, liegt wohl in dem Sachverhalt begründet, dass Germain ein ungewolltes Kind ist, ein Ergebnis der jährlich in Frankreich stattfindenden Feierlichkeiten anlässlich des 14. Juli. Seinen Vater hat Germain übrigens nie kennengelernt.

Germain hat keinen Beruf erlernen können, denn er hat die Hauptschule nicht abgeschlossen. Keiner hat sich um ihn gekümmert, allen war er ein Dorn im Auge. Dies wird in Einblendungen aus seiner Jugendzeit deutlich. Germain verkümmerte aber seelisch nicht, sondern er wird zu einem betont empathischen Menschen.

Zur Filmhandlungszeit lebt er von Verkauf der Produkte, die er im Garten seiner Mutter kenntnisreich anbaut und von Gelegenheitsjobs. Von seinen Freunden, mit denen er sich in der Bar trifft, wird er als Dummkopf milde belächelt. Doch Germain ist alles andere als dumm. Was ihm fehlt ist einzig Allgemeinwissen.

Dass Germain materiell einer Frau nichts zu bieten hat, macht seiner Freundin, einer jungen Busfahrerin nichts aus. Sie liebt ihn wegen seiner großen Herzensbildung, dem einzig wahren Grund, weshalb man einem Menschen zugeneigt sein sollte.

Auf einer Parkbank lernt Germain zufällig die passionierte Margueritte kennen. Sie ist schon recht betagt, lebt im Altersheim und ist auf materielle Zuwendungen ihrer Verwandtschaft angewiesen. Zwischen der hochgebildeten, sensiblen alten Dame und Germain entwickelt sich eine tiefe Freundschaft. Auch sie ist von seiner Herzenbildung berührt und führt Germain in die Welt der Bücher ein. Für beide Menschen bedeutet das zufällige Kennenlernen eine völlige Veränderung ihres Dasein. Für beide entpuppt sich der Zufall schließlich  als eine positive Wende in ihrem Leben...

Die beiden Protagonisten spielen ihre Rollen vortrefflich. Gezeigt wird nicht zuletzt, wozu ein Mensch fähig ist, wenn man sich liebevoll mit ihm beschäftigt und was geschieht, wenn man ablehnend mit ihm umgeht. Gezeigt wird aber auch, was Freundschaft heißt und dass es eine Form von tiefer Liebe zwischen zwei Menschen geben kann, die man wohl als Wahlverwandtschaft bezeichnen muss und die weder Alter noch soziale Barrieren kennt. Es handelt sich dabei um Liebe auf einer höheren Ebene.

Die Bild- und Tonqualität sind bestens.

Ein Film, dessen Inhalt zu Tränen rührt.