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Rezension: Mandela: Sein Leben und Wirken

"Die größte Kunst des Lebens ist nicht den Fall zu verhindern, sondern immer wieder aufzustehen." 

Diese DVD-Dokumentation befasst sich sehr kritisch mit dem Leben und Wirken Nelson Mandelas, der am 18.7.1918 in Qunu als Sohn eines Mannes geboren wurde, der der südafrikanischen Oberschicht angehörte. Weil sein Vater sich den Weißen gegenüber widerständig zeigte, verlor die Familie Rang und Besitz. Dies veränderte das Bewusstsein Nelson Mandelas.

Anhand von Bildern und Interviews wird die Entwicklung Mandelas gezeigt. Der Jurist wurde 1944 Mitglied des African National Congress (ANC). Damals scheint er noch ziemlich hitzköpfig gewesen zu sein. Nach dessen Verbot war er führend am Aufbau der geheimen Militärorganisation des ANC beteiligt.

Gezeigt werden seine Frauen, die ihn zu unterschiedlichen Zeiten in seinem schicksalhaften Leben begleitet haben. Die Bürgerrechtlerin Winnie heiratete er 1958. Mit ihr war er bis 1996 verheiratet. Ihre politischen Alleingänge kommen zur Sprache, aber auch all das Fürchterliche, was sie im Gefängnis erleben musste.

Mandela wurde 1962 zu fünf Jahren Gefängnis, 1964 zu lebenslanger Haft verurteilt.Gezeigt wird, wie er vom Gefängnis aus den Kampf fortsetzt und zur Symbolfigur des schwarzen Widerstandes gegen die Apartheid wurde.

Man erlebt, wie er aus der Haft entlassen wird und wie man ihn zum Vizepräsident von Südafrika wählt, wie er auf der Seite des ANC die Verhandlungen mit der weißen Minderheitsregierung unter F. W. de Klerk führt, die das Ende Apartheit und den friedlichen Übergang der Republik Südafrika zu einer gemischtrassigen Demokratie zur Folge hatte.

Mit de Klerk erhielt er dafür gemeinsam den Friedennobelpreis. Man erlebt Mandela wie er 1994 Ministerpräsident wird, erlebt seine Gelassenheit und sein ungeheuer liebevolles Wesen. Alle weiteren Stationen bis ins Heute werden gezeigt. Es wird auch über seine politischen Fehler gesprochen und über die sozialen Probleme in Südafrika zum jetzigen Zeitpunkt. 

Bemerkenswert sind die vielen Interviews, so etwa mit Nadine Gordimer, mit de Klerk, mit diversen Mitgefangenen von Mandela und anderen mehr, vor allem mit Mandela selbst. Auf der Rückseite der DVD steht ein Zitat von ihm, das mir sehr gefällt: "Die größte Kunst des Lebens ist nicht den Fall zu verhindern, sondern immer wieder aufzustehen." 

Die Bild- und Tonqualität sind bestens. 

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Rezension:Peter J. König:H E L M U T S C H M I D T - STAATSMANN UND MENSCH -3sat edition- A R T H A U S

Die hier vorgestellten beiden DVDs zeigen in besonders eindrucksvoller Weise das Leben des Politikers und Staatsmannes Helmut Schmidt. Dabei bietet die erste Scheibe „ Mein Leben“, die ganze, umfangreiche Möglichkeit die Herkunft und den Werdegang dieses außergewöhnlichen Menschen zu erfahren. Man hört über seine Eltern und Großeltern und begreift, warum Helmut Schmidt noch heute mit weit über neunzig Jahren von seiner Arbeit beseelt ist. 

Die hanseatischen Tugenden wurden ihm in die Wiege gelegt, dazu die Fähigkeit des blitzschnellen intellektuellen Erfassens und nicht zuletzt die sprachliche Gewandtheit, die Möglichkeit schwierige Sachverhalte sehr exakt, aber für die Allgemeinheit verständlich, darzustellen. Dass er dabei auch ziemlich scharfzüngig zu Werke gehen konnte, hat ihm im Bundestag den Spitznamen „Schmidt-Schnauze“ eingebracht. 

Maßstab allen Handelns war bei ihm seine Gradlinigkeit, eben die des ehrlichen hanseatischen Kaufmannes. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass er heute in Deutschland und darüber hinaus weltweit als die moralische Instanz gilt, eher ungewöhnlich für einen Politiker. Noch heute ist sein Rat bei allen politischen Klassen im In- und Ausland außerordentlich gefragt. Trotz seines hohen Alters oder vielleicht gerade deshalb ist er in der Lage, dank seines bewundernswerten intakten analytischen Verstandes, Zusammenhänge aus einer übergeordneten Warte zu verstehen und zu vermitteln. Die Disziplin, die dabei aufgebracht werden muss, ist ebenfalls Ausdruck seiner hanseatischen Herkunft.

Schon sein Vater hat mit viel Fleiß es geschafft, aus einfachen Verhältnissen sich zum Studienrat an einer Höheren Handelsschule empor zu arbeiten. Dies war Vorbild und Ansporn zugleich für den Heranwachsenden. 

Es führt zu weit, alle Entwicklungsstufen und politischen Stationen von Helmut Schmidt hier aufzuzeigen. Dies vermittelt die erste DVD ganz hervorragend, zumal in diesem Film von Felix Schmidt, die einzelnen Stationen in eine Fahrt des Altkanzlers von seinem Wohnhaus, entlang der Alster, bis hin zum Hamburger Rathaus eingebettet sind. Authentischer und lebensnaher kann man Helmut Schmidt dem Betrachter nicht nahe bringen. 

Bei all seinen Ecken und Kanten, es ist der Respekt und das unendliche Vertrauen, das die Menschen ihm heute mehr denn je entgegenbringen. Helmut Schmidt ist das Gewissen, eine Institution über alle Parteien hinweg und der Repräsentant unseres Deutschlands, dem es gelungen ist, die Würde und Anerkennung, nach den Verbrechen der Nazizeit uns wiederzubringen. 

Im Anschluss an die Darstellung der Vita von Helmut Schmidt werden als Bonus auf dieser DVD noch mehrere Bundestagsreden von ihm gezeigt. Dabei kommen die schwersten Phasen seiner Zeit als Bundeskanzler zum Vorschein. Es ist die Zeit des RAF-Terrorismus mit der Entführung von Hanns-Martin Schleyer, dem Arbeitgeberpräsident und die Entführung der Lufthansa-Maschine Landshut. Die zweite DVD zeigt uns den heutigen Helmut Schmidt. 

In der Serie „Menschen bei Maischberger“ wurde der Altkanzler 2010 in einem sehr ausführlichen Interview von Sandra Maischberger, eine der wenigen politischen Journalisten, die er überhaupt so nahe an sich heutzutage heran lässt, zu einer Fülle von Themen befragt. Hier bestätigt sich noch einmal die ganz besondere Persönlichkeit dieses eloquenten Mannes. 

Für jeden politisch interessierten Menschen ist es ein besonderes Highlight diesem Interview zu lauschen. Wissen wird mit Intelligenz gepaart, wobei beides in abgeklärte Gelassenheit gebettet ist. Es ist nicht zu viel versprochen, wenn man behauptet, dass dieses Gespräch zwischen Helmut Schmidt und Sandra Maischberger als ein besonderes Juwel in die Geschichte des deutschen Journalismus eingegangen ist. Auch hier folgen noch die Bundestagsreden von Helmut Schmidt zum Koalitionsbruch und zum Misstrauensvotum von 1982 als Bonusmaterial im Anschluss. 

Beide DVDs sind zweifellos von hohem geschichtlichem Wert. Sie zeigen an Hand der Person des Ausnahmepolitikers Helmut Schmidt, besonders für die Generationen, die diese Epoche nicht bewusst miterlebt haben, welchen Weg die Bundesrepublik Deutschland vor der Wiedervereinigung genommen hat. 

Sehr empfehlenswert.

Rezension:Anleitung zum Unglücklichsein (DVD)

Diese intelligent gemachte Komödie beruht auf dem gleichnamigen Sachbuch des Psychotherapeuten Paul Watzlawick. Ich habe mir gestern deshalb nochmals das Buch vorgenommen und auch meine Rezension dazu abermals gelesen. Der Regisseurin Sherry Homann, die übrigens im Rahmen der Extras ein Interview gibt, ist es gelungen, die wesentlichen Gedanken Watzlawicks aus seinem Buch filmisch umzusetzen.

 Die Protagonistin des Films ist Tiffany (Johanna Wokalek), eine sehr hübsche, intelligente, in ihrem Beruf erfolgreiche Frau, die aber leider keinerlei Selbstvertrauen hat. Pausenlos sieht sie alles negativ, hauptsächlich sich selbst. Sie ist davon überzeugt, dass sie in jeder Beziehung mittelmäßig ist.

Ihr Medizinstudium hat sie an den Nagel gehängt und betreibt nun einen gut laufenden Delikatessenladen mit Bistro in Kreuzberg. Tiffany ist Tochter aus gut-bürgerlichem Hause. Der Vater ist Arzt. Ihre verstorbene Mutter (Iris Berben) zeigt sich als penetrantes Über-Ich, dem sie nichts recht machen kann. Sie ist nie gut genug für ihre exaltierte Mutter, die ihre Tochter im Geiste ständig maßregelt. Die Mutter erscheint immer wieder wie ein Hausgeist in der Wohnung der Tochter und steht ihr im Weg, wenn es um deren Zufriedenheit geht. Tiffanys Aufgabe besteht darin loszulassen.

 Ich möchte natürlich den Inhalt dieser tollen Geschichte hier nicht erzählen, nichts von den Ereignissen in Tiffanys Laden, nichts von ihren sich anbahnenden Liebschaften, nichts vom Liebhaber ihrer Mutter, einem Klavierlehrer (sehr gut gemimt von Richy Müller), nichts von Tiffanys Versöhnung mit ihrem Vater, dem sie eindeutig Unrecht tat und dieses auch erkennt. Der Film enthält eine große Anzahl komischer Momente, wobei die Regisseurin gezielt darauf geachtet hat, dass keine Schadenfreude aufkommt. Das macht neben den intelligenten Dialogen und der perfekten schauspielerischen Darbietung aller Künstler die Qualität des Films aus.

Die Interviews von Johanna Wokalek und Iris Berben sollte man sich auch nicht entgehen lassen. Wokalek erläutert dort, wie sie ihre Rolle umgesetzt hat und Iris Berben liefert eine sehr gute Interpretation des Films und dessen Figuren.

 Mitgenommen habe ich aus der Komödie die Botschaft, dass es gut ist, mit viel Bodenhaftung im Hier und Heute zu leben, nicht ins Gestern zu schauen und sich um eine positive Grundhaltung zu bemühen. Man lasse sich von keinem den Selbstwert untergraben, weder von Menschen, die uns früher mal etwas bedeutet haben, noch von der eigenen Mutter, die keineswegs immer eine Heilige ist.

 Empfehlenswert.

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Rezension:Hugo von Hofmannsthal - Jedermann (DVD)

ARTHAUS Musik hat diverse "Jedermann"-Aufführungen im Programm. Ich entschied mich für die Liveaufführung mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle, obschon ich zunächst mit Ben Becker seiner tollen Stimme wegen liebäugelte. Ulrich Tukur schätze ich wegen seiner fröhlichen und dabei betont intellektuellen Ausstrahlung, die ihn zu einer interessanten Besetzung in dem Spiel vom Sterben eines reichen Mannes werden lässt, den der Tod weit vor der erhofften Zeit ereilt. 

 Die Kostüme sind sehr farbenprächtig, sieht man mal vom Tod ab, der ganz hervorragend von Otto Sander gespielt wird. Immer wieder erhält man Eindrücke von Salzburg, kann auch hinter die Bühne blicken, sieht die Schauspieler, wie sie teilweise fast erschöpft sind von ihren Kostümen, insbesondere der Darsteller des Reichtums, sieht Schauspieler bei einer kurzen Zigarettenpause oder beim Trinken einer Limo und fühlt sich wirklich live dabei.

Inszeniert und bearbeitet wurde Hugo von Hoffmannsthals "Jedermann" diesmal von Gernot Friedel. Die fantastischen, farbenfrohen Kostüme wurden von Anna Maria Heinrich designt. Durch die vielen Rot- und Gelbtöne bilden sie den idealen Gegensatz zum bevorstehenden Tod von Jedermann.

Das Stück wird vor der Fassade des Salzburger Doms aufgeführt. Dem Begleitheft zur DVD kann man Wissenswertes zu diesem Spektakel, das jeden Sommer in Salzburg aufgeführt wird, lesen. Dabei berichtet Dr. Werner Thuswaldner auch sehr spannend von den Anfängen der Jedermann-Inszenierungen.

Die vorliegende Aufzeichnung war bestrebt über eine bloße Dokumentation hinauszugehen. Wie ich vorhin schon erwähnte, geht die Kamera mit dem Geschehen mit, konzentriert sich nicht auf die Totale, sondern greift auch Details heraus. Bemerkenswert ist der Moment, wo Otto Sander als Tod im Dom eine Kerze spendet, bevor er auftritt und dadurch dem Tod ein anderes, weniger Furcht einflößendes Anlitz verleiht. Kann man vor dem Tod, der dem Licht die Ehre erweist, Angst haben? Ich denke eher nicht. Sanders Handlung finde ich höchst spirituell. Sie verleiht dem Spiel eine völlig neue Komponente.

Man erfährt einige wichtige biografische Daten zu Ulrich Tukur, der damals 43 Jahre alt war und fast wie ein jugendlicher Held erscheint. Dr. Thuswaldner erwähnt die überbordende Vitalität des Schauspielers, die auch ich sofort sah und die mich begeistert hat. Tukur erfährt als Jedermann eine ungeheure Verwandlung, nachdem der Tod auftritt und er sich zutiefst verzweifelt und voller Angst vor dem was kommt, gebärdet. Dieser Jedermann wirkt in erster Linie hedonistisch. Dass er hartherzig und geldfixiert ist, weiß man, aber man nimmt es auf den ersten Blick nicht wahr. Sein bester Freund, der Gute Gesell (Johannes Krisch) ist zynisch und unangenehm, Jedermanns Mutter, (Christine Ostermayer), eine energische und dabei reflektierte Frau.

Man mag diesen Jedermann nicht sterben sehen, weil man den Eindruck gewinnt, dass er sich noch weiterentwickeln wird, sein Hedonismus nichts Endgültiges ist. Man wünscht ihm, dass er sich von seinem eitlen Hofstaat befreit und einen Neuanfang macht. Sterben, nein. Das ist noch zu früh.

Die Musik von Werner Preisegott Pirchner lässt tatsächlich an Carl Orff denken. Der Teufel und die Engel wirken wie eine unwirkliche Staffage aus einer anderen Zeit. Sie haben mit diesem Jedermann nur noch wenig zu tun, vielleicht weil er von einem Tod umgeben ist, der eine Kerze anzündet und damit andeutet, dass das Licht den Tod letztlich überdauert. 

 Empfehlenswert.

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Rezensionen: Aus tiefster Seele (DVD)

Dieser Film wurde nicht grundlos mehrfach ausgezeichnet und seitens der New York Times als "Ein Werk der Liebe" bezeichnet.

Die weibliche Hauptdarstellerin Mary (Oscar-Preisträgerin Marcia Gay Harden) leidet an ausgeprägter Schizophrenie. Die Freizeitmalerin verletzt bei einem ihrer unvorhersehbaren Tobsuchtsanfälle ihren Sohn mit einem Messer. Sie wird daraufhin in eine psychiatrische Klinik gebracht. Vater und Sohn müssen mit der schweren Krankheit der Mutter umgehen lernen und wünschen sich eine gesunde Mary zurück...

Wie man im Internet nachlesen kann, handelt es sich bei Schizophrenie nicht um eine multiple Persönlichkeitsstörung, bei der die Personen glauben, eine oder mehrere andere Personen zu sein, sondern um eine Bewusstseinsspaltung, um "eine Erkrankung des Gehirns, mit konkreten und spezifischen Symptomen, die durch strukturelle und biochemische Veränderungen im Gehirn hervorgerufen werden".

Es ist entsetzlich, den Verfolgungswahn mit den einhergehenden Tobsuchtsanfällen dieser Frau im Film miterleben zu müssen und zu sehen, wie sich dies auf den völlig irritierten kleinen Sohn auswirkt, der sich verständlicherweise für seine Mutter schämt, nicht zuletzt, weil seine zum Teil grausamen Schulfreunde ihn wegen ihr hänseln. Auch der Vater gerät in Schwierigkeiten und verliert seine Arbeit. Weder er noch der Sohn erhalten professionellen Beistand. Die beiden finden aber dennoch einen Weg, um mit der Geisteskrankheit von Mary fertig zu werden und dieser Weg ist die Liebe...

Nein, kitschig ist der Film nicht. Man lernt in erster Linie zu begreifen, wie ein geisteskranker Mensch tickt, unmittelbar bevor und wenn er ausrastet. Im Internet kann man nachlesen, dass einer von hundert Menschen an Schizophrenie erkrankt. In Deutschland gibt es 800 000 schizophrene Menschen und jährlich kommen 8000 neue Fälle hinzu. Drogen- und Alkoholmissbrauch können Schizophrenie auslösen, aber es gibt auch andere Ursachen.

Gezeigt werden im Film zahlreiche Symptome, u.a. das Hören von Stimmen seitens von Mary, die andere nicht hören, auch die Vernachlässigung der persönlichen Erscheinung, etc. und immer wieder diese irren Wutanfälle.

Wie reagieren tobsüchtige, schizophrene Menschen im Internet? Eine Frage, die ich bei einem meiner nächsten Interviews einem Psychiater stellen werde.

 Ein beeindruckender Film, den ich gerne weiterempfehle.

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Rezension:Die Ausgebufften (Les Valseuses) - Edition Cinema Francais Nr. 13 (Mediabook) (DVD)

Dieser Film wurde von 1987 bis 2012 in Deutschland indiziert.

Der Film "Die Ausgebufften" wurde seitens des Regisseurs Bertrant Blier 1974 gedreht und wird nun in der Reihe "Edition Cinema Francais" in guter Qualität den Liebhabern französischer Filme präsentiert.

Mich interessieren alte Filme deshalb, weil ich den jeweiligen Zeitgeist darin sehr gut ablesen kann. Die frühen 1970er Jahre waren anarchistisch eingefärbt. Eindeutig. "Die Ausgebufften" war übrigens der Debütfilm Bliers und gilt als Kultklassiker der 1970er Jahre. Der Regisseur verwendet Respektlosigkeiten und Grenzüberschreitungen der Protagonisten des Films gegenüber der bürgerlichen Gesellschaft als Mittel der Provokation.

Die Filmhandlung ist ganz ungemein temporeich. Es geschehen völlig absurde, skurrile Dinge, die den Betrachter dann amüsieren, wenn er für 113 Minuten alle gesellschaftlichen Konventionen und Rechtsnormen vergisst. Die beiden Freunde Jean Claude(Gérard Depardieu) und Pierrot (Patrik Dewaere) halten sich durch Diebstähle über Wasser und flüchten mit gestohlenen Autos durch ganz Frankreich.

Frauen sind für die Möchtegernmachos in erste Linie Sexualobjekte. Ihr Ziel ist es aber, in erster Linie den Frauen und nicht sich selbst sexuelle Freude zu schenken. Zumeist teilen sich die beiden Freunde eine Frau im Bett, was sich für die Frauen in sexueller Hinsicht nicht als Nachteil erweist. Die Frauen stimmen gerne zu.

Es wird also viel nackte Haut gezeigt. Jeanne (Jeanne Moreau) verleiht dem Film Tiefe, indem durch ihren Selbstmord nach einem Dreier-Liebesspiel gezeigt wird, dass das Leben letztlich kein Bettspektakel ist.

Dieser Film wurde von 1987 bis 2012 in Deutschland indiziert. Das wundert mich nicht, denn Jean-Claude erinnert sehr an Baader und seine Freunde, wenn man mal politische Aspekte ausklammert.

"Die Ausgebufften" sollte Erwachsene aufrütteln. An der tiefen Freundschaft der beiden jungen männlichen Protagonisten und ihrer Fairness zueinander sieht man, dass nicht sie es sind, die versagt haben, sondern die bürgerliche Gesellschaft, die ihnen nicht die Hand reicht. Es macht gewiss keine Spaß ständig auf der Flucht zu sein. Das generelle Macho-Verhalten wird subtil ironisiert. Im Grund ist der Film ein Hilfeschrei.

 Die Bild- und Tonqualität ist bestens.

Im Begleitheft erfährt man Wissenswertes über den Regisseur und die Hauptdarsteller, auch über die Protagonistin Miou-Miou wird man sehr gut unterrichtet. Sie schaffte aufgrund dieses Films ihren Durchbruch.

 Empfehlenswert. 

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Rezension:Der Loulou - Edition Cinema Francais Nr. 24 (Mediabook) (DVD)

Dieser Film der Edition Cinema Francais stammt aus dem Jahre 1980. Der Hauptdarsteller Gérard Depardieu war noch jung und sah hinreißend sexy aus. Insofern war er die Idealbesetzung für den charmanten Herumtreiber Louis. Depardieu meint im Hinblick auf die Arbeitsweise des Regisseurs Maurice Pialat, dass dieser ein Maler sei. Der vorliegende Film gibt Depardieus Analyse Recht. Pialat ist für seinen nahezu dokumentarischen Stil seiner Spielfilme und für seine überaus schnörkellose Erzählweise bekannt, erfährt man im Begleitheft zur DVD. Genau das bestätigt dieses 100 Minuten andauernden Werk.

Nelly (Isabelle Huppert) lebt mit André (Guy Marchand), einem gutsituierten Besitzer einer Werbeagentur zusammen und arbeitet auch in dessen Firma. Wie in der ersten Szene des Films bereits deutlich wird, handelt es sich bei André um einen sehr eifersüchtigen Mann, der sich Nelly gegenüber aufgrund seiner Eifersucht bösartig und brutal verhält. Er schlägt sie in der Disco, weil er ihr unterstellt, dass sie mit Loulou geflirtet habe. Im Zuge der Auseinandersetzung verlässt André die Disco. Nelly bleibt, flirtet nun tatsächlich mit Loulou und landet mit ihm im Bett. Sie ist fasziniert von seinen Fähigkeiten als Liebhaber.

Nelly verliebt sich in den sorglosen Loulou, der keiner geregelten Arbeit nachgeht und als Kleinkrimineller sein Leben bestreitet. Sie verlässt André und damit die bürgerliche Sicherheit und begibt sich in ein Milieu, in dem andere Gesetze gelten als in ihrem bisherigen Umfeld. Nelly verzichtet auf die intellektuelle und kulturelle Welt, die ihr André geboten hat, weil sie Loulou und die neue Welt mit einer Art von Freiheit in Verbindung bringt, die ihr zunächst verlockend erscheint.

Als sie schwanger wird, wird sie unsicher. Wird die Vernunft über die vermeintliche Liebe siegen?

Der Film beinhaltet sehr gute Milieustudien. Der Zeitgeist der 1970er Jahre ist unverkennbar. Untreue, Sex und Schwangerschaftsabruch sind die Hauptthemen, die in die Filmhandlung eingebracht wurden. Wer in der damaligen Zeit jung war, weiß um die scheinbare Leichtigkeit des Seins, die heute wie ein bizarrer Traum anmutet. Das Trugbild besagter Leichtigkeit wird in Pialats Film deutlich, wenn man sich diese heute mit großem Abstand anschaut.

 Im Begleitheft erfährt man übrigens auch Wissenswertes über Isabell Huppert und Guy Marchand, die ihre Rollen ebenfalls bestens ausgefüllt haben.

 Empfehlenswert.

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