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Rezension:Hugo von Hofmannsthal - Jedermann (DVD)

ARTHAUS Musik hat diverse "Jedermann"-Aufführungen im Programm. Ich entschied mich für die Liveaufführung mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle, obschon ich zunächst mit Ben Becker seiner tollen Stimme wegen liebäugelte. Ulrich Tukur schätze ich wegen seiner fröhlichen und dabei betont intellektuellen Ausstrahlung, die ihn zu einer interessanten Besetzung in dem Spiel vom Sterben eines reichen Mannes werden lässt, den der Tod weit vor der erhofften Zeit ereilt. 

 Die Kostüme sind sehr farbenprächtig, sieht man mal vom Tod ab, der ganz hervorragend von Otto Sander gespielt wird. Immer wieder erhält man Eindrücke von Salzburg, kann auch hinter die Bühne blicken, sieht die Schauspieler, wie sie teilweise fast erschöpft sind von ihren Kostümen, insbesondere der Darsteller des Reichtums, sieht Schauspieler bei einer kurzen Zigarettenpause oder beim Trinken einer Limo und fühlt sich wirklich live dabei.

Inszeniert und bearbeitet wurde Hugo von Hoffmannsthals "Jedermann" diesmal von Gernot Friedel. Die fantastischen, farbenfrohen Kostüme wurden von Anna Maria Heinrich designt. Durch die vielen Rot- und Gelbtöne bilden sie den idealen Gegensatz zum bevorstehenden Tod von Jedermann.

Das Stück wird vor der Fassade des Salzburger Doms aufgeführt. Dem Begleitheft zur DVD kann man Wissenswertes zu diesem Spektakel, das jeden Sommer in Salzburg aufgeführt wird, lesen. Dabei berichtet Dr. Werner Thuswaldner auch sehr spannend von den Anfängen der Jedermann-Inszenierungen.

Die vorliegende Aufzeichnung war bestrebt über eine bloße Dokumentation hinauszugehen. Wie ich vorhin schon erwähnte, geht die Kamera mit dem Geschehen mit, konzentriert sich nicht auf die Totale, sondern greift auch Details heraus. Bemerkenswert ist der Moment, wo Otto Sander als Tod im Dom eine Kerze spendet, bevor er auftritt und dadurch dem Tod ein anderes, weniger Furcht einflößendes Anlitz verleiht. Kann man vor dem Tod, der dem Licht die Ehre erweist, Angst haben? Ich denke eher nicht. Sanders Handlung finde ich höchst spirituell. Sie verleiht dem Spiel eine völlig neue Komponente.

Man erfährt einige wichtige biografische Daten zu Ulrich Tukur, der damals 43 Jahre alt war und fast wie ein jugendlicher Held erscheint. Dr. Thuswaldner erwähnt die überbordende Vitalität des Schauspielers, die auch ich sofort sah und die mich begeistert hat. Tukur erfährt als Jedermann eine ungeheure Verwandlung, nachdem der Tod auftritt und er sich zutiefst verzweifelt und voller Angst vor dem was kommt, gebärdet. Dieser Jedermann wirkt in erster Linie hedonistisch. Dass er hartherzig und geldfixiert ist, weiß man, aber man nimmt es auf den ersten Blick nicht wahr. Sein bester Freund, der Gute Gesell (Johannes Krisch) ist zynisch und unangenehm, Jedermanns Mutter, (Christine Ostermayer), eine energische und dabei reflektierte Frau.

Man mag diesen Jedermann nicht sterben sehen, weil man den Eindruck gewinnt, dass er sich noch weiterentwickeln wird, sein Hedonismus nichts Endgültiges ist. Man wünscht ihm, dass er sich von seinem eitlen Hofstaat befreit und einen Neuanfang macht. Sterben, nein. Das ist noch zu früh.

Die Musik von Werner Preisegott Pirchner lässt tatsächlich an Carl Orff denken. Der Teufel und die Engel wirken wie eine unwirkliche Staffage aus einer anderen Zeit. Sie haben mit diesem Jedermann nur noch wenig zu tun, vielleicht weil er von einem Tod umgeben ist, der eine Kerze anzündet und damit andeutet, dass das Licht den Tod letztlich überdauert. 

 Empfehlenswert.

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